Die Zukunft im Bereich Banking & Payment

Trends kommen und gehen – das gilt auch für den Zahlungsverkehr. Innovationstreiber sind dabei häufig technologischer Fortschritt, Regulatorik, Kosten und der Kunde. Doch wie sehen aktuelle Entwicklungen und Forschungen in diesem Bereich aus? Eine OSTHAVEN-Perspektive auf die Zukunft im Bereich Banking und Payment.

Hand aufs Herz, wie viele unterschiedliche Passwörter benutzen Sie für Ihre alltäglichen Geschäfte tatsächlich? Studien haben ergeben, dass es für User ein typisches Verhalten ist, bei vielen Devices, Internetportalen oder sogar beim Online-Banking, auf ein und dasselbe Passwort zurückzugreifen. Das menschliche Gehirn mag es einfach und ist faul. Da liegt der Name des Hundes der Großmutter in Verbindung mit der eigenen Festnetz-Rufnummer als Passwort nahe. Das Risiko bei Fehlverwendung dieses Passwortes ist damit allerdings sehr hoch. Ein großer Trend setzt genau an dieser Stelle an und sucht mit Hilfe neuer Technologien nach Möglichkeiten, die biologische Einzigartigkeit von Menschen zu messen bzw. zu identifizieren und hierdurch eine sichere Wiedererkennung zu ermöglichen.

Die Wissenschaft dahinter ist die Biometrie. Erste Lösungen haben sich längst im Alltagsleben verbreitet. Das Entsperren des Smartphones via Fingerabdruck macht seit Jahren die Eingabe eines Codes oder eines Passwortes überflüssig. Mittlerweile werden ganze Bezahlvorgänge mittels Fingerabdruck ausgelöst. Apple hat in dem Verfahren der Touch ID eine Fehlerquote von 1:50.000 ermittelt (apple.de). Mit Geburt der neuen Generation Smartphones ist inzwischen auch die Gesichtserkennung salonfähig geworden und funktioniert sehr gut. Bei der Face ID soll die Fehlerquote auf den Geräten mit dem Apfel im Logo mit 1:1.000.000 noch deutlich unter der Quote der Touch ID liegen. Das Aussehen von Mund, Nase, Augen und Ohren sowie die individuelle Kopfform und andere Merkmale sind in Kombination unverwechselbar und eignen sich hervorragend zum Authentifizieren.

Neben bereits bei uns im Alltag angelangten Techniken und Verfahren gibt es weitere Möglichkeiten, die früher nach Science-Fiction klangen, heute aber mitten in der Realität angekommen sind. Auf der Suche nach unverwechselbaren biometrischen Merkmalen eines Menschen ist die Stimme eines Menschen so einzigartig wie sein Aussehen. Die Barclays Bank hat diesen Umstand für sich erkannt. Kunden können sich mittels einen Voice-Scan registrieren. Sobald die Stimme eines Kunden dann im Call-Center zu hören ist, wird dieser anhand von zahlreichen Stimmmerkmalen automatisch identifiziert. Das Verfahren der Stimmenidentifizierung zahlt auf einen weiteren Trend im Umfeld des Payment und Banking ein. Die Rede ist vom „Voice Banking“. Seit Amazons Alexa, Apples Siri und andere digitale Assistenzsysteme sich in den Wohnzimmern ausbreiten und viele Dinge des Alltags vereinfachen, ist der Wunsch der Kunden da, auch das Girokonto per Stimme zu verwalten und Zahlungen quasi per Zunge auszuführen.

Die Zahlung per „Handauflegen“ ist ebenfalls keine Utopie mehr. Ein weiteres Verfahren, das bei Zahlvorgängen einsetzbar ist, ist der sog. Venenscan. Kunden der britischen Supermarktkette Costcutter können ihre Einkäufe mit diesem neuen biometrischen Verfahren bezahlen. Dabei wird das Venenmuster ihrer Finger gescannt und mit den Bankdaten verbunden. An der Supermarktkasse werden die hinterlegten Daten dann mit den Scandaten verglichen. Der Kunde bezahlt tatsächlich per „Handauflegen“.

OSTHAVEN ist davon überzeugt, dass das Thema Biometrie im Banking und Zahlungsverkehr deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Vor allem die neuen Authentifizierungsmethoden bestechen durch ihren hohen Sicherheitsfaktor und überzeugen im Alltag durch Praktikabilität.

Als weiterer Trend im Payment und Banking ist die Künstliche Intelligenz (KI) zu nennen. Dies wird von vielen als die „neue industrielle Revolution“ bezeichnet. KI macht auch vor dem Finanzbereich nicht halt. Da sich bei Banken vieles um Dienstleistungen dreht, nicht um ein physisches Produkt, und Personal ein erheblicher Kostenfaktor ist, liegt es nahe, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Prozesse stärker zu automatisieren. So hat in den letzten Jahren im direkten Kundenkontakt der Service per Chatbot bei vielen Häusern Einzug gehalten. Mit Hilfe einer guten KI-Lösung kann der Großteil der Kundenanfragen rund um die Uhr direkt beantworten werden, und das ohne menschliche Interaktion. Für Banken liegt hierin ein enormes Sparpotenzial und mehr Möglichkeiten zur Steigerung der Zufriedenheit auf Kundenseite. Aber nicht nur in der Kundenschnittstelle kommt KI zum Einsatz, sondern auch bei der Umsatzanalyse. KI in Kombination mit Big Data ermöglicht es dem Kunden, seine Daten in Sekundenschnelle analysieren und auswerten zu lassen.

Darüber hinaus sehen wir mögliche Anwendungen von KI in der Betrugsprävention oder bei der individuellen Produktempfehlung basierend auf der umfassenden Analyse der finanziellen Lage der Kunden. Gerade in der Finanzbranche ergibt sich ein großes Anwendungsspektrum. Es ist offensichtlich, dass es viele parallele technische Entwicklungen in allen Lebensbereichen des Menschen gibt. Der potentielle Nutzen und die theoretischen Anwendungsmöglichkeiten scheinen dabei unbegrenzt zu sein. Neben einzelnen Innovationen und dem Einsatz unterschiedlicher Devices im Alltag der User, wird in Zukunft vor allem die Vernetzung dieser verschiedenen Technologien untereinander an Bedeutung gewinnen.

Das Internet of Things beschreibt den rasanten Anstieg von mit dem Internet verbundenen, intelligenten Geräten. Die Vernetzung physischer und virtueller Gegenstände miteinander steht dabei im Vordergrund. Im Zielbild sollen diese Gegenstände durch Informations- und Kommunikationstechniken nahtlos zusammenarbeiten. Für den Zahlungsverkehr wird es hier in Zukunft vollkommen neue Anwendungsfälle geben. Man stelle sich vor, dass jedes vernetzte Gerät für Geldtransaktionen verwendet werden kann und somit zu einem eigenen, individuellen Point of Sale wird. Denkbar ist, dass Parkhausund Mautgebühren sowie Tankstellenrechnung kontaktlos mittels „Connected Car“ beglichen werden. Der Fahrer kann bequem im Auto bleiben und erspart sich den Gang zur Kasse oder zum Ticketautomaten. Was passiert in diesem Fall mit den Umsätzen im TankstellenShop? Die Automobilhersteller gehen aber noch einen Schritt weiter und verändern ihr Geschäftsmodell, in dem Sonderaustattungen, Zubehör und digitale Services im vernetzten Auto als „Pay-as-you-go“ Services angeboten werden. Die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten für die Automobilhersteller sind enorm aber auch die Vorteile durch die Kostenreduzierungen und Effizienzsteiegerungen in der Produktion.

Die Unternehmensberatung OSTHAVEN sieht die gestiegenen Kundenanforderungen an eine möglichst sichere aber geräuschlose Authentifizierung als Chance bankeigene digitale Zahlungsverkehrslösungen voranzutreiben. Im Umfeld neuer technischer Entwicklungen wie der KI und regulatorischer Rahmenbedingungen wie der PSD II, die zum Design neuer Produkte ermuntert, können bei traditionellen Playern am Markt innovative Kräfte freigesetzt werden. Allen Ansätzen gemein ist aber die Tatsache, dass der „Kunde“ und seine Bedürfnisse nach Einfachheit im Fokus des Interesses bleibt und Treiber oder Hindernis für mögliche Entwicklungen ist.